Krankheit im Chinesischen Sinne

Krankheit bedeutet, dass entweder die Lebenskraft oder der Lebenssaft beziehungsweise beides geschmälert sind.

Eine gesunde Yang-Wurzel zu haben entspricht einem guten Maß an Lebenskraft, d.h. auf körperlicher Ebene ist man dynamisch und leistungsstark. Die Abwehrkräfte funktionieren, der Körper ist geschützt vor Infekten.

Eine gesunde Yang-Wurzel bedeutet auch eine gute, kraftvolle Verdauung mit optimaler Auswertung der zugeführten Nahrung. So stehen dem Körper ausreichend Nahrungs- und Vitalstoffe zur Verfügung. Blähungen, Völlegefühl und Mattigkeit nach dem Essen sind hier die Ausnahme.

Auf psychischer Seite steht ein starkes Yang für „Konzentration, Willenskraft, Antrieb und Motivation; des weiteren für Lebensfreude und den Mut, die Herausforderungen des Lebens bereitwillig anzunehmen.“

Qi und Wärme, beides Yang-Qualitäten, sorgen also für einen gesunden, kräftigen Organismus und eine klaren Geist.

Eine gesunde Yin-Wurzel steht auf der körperlichen Ebene für Lebenssaft. Sie sorgt für die Fähigkeit, sich zu entspannen, für erholsamen Schlaf und somit für ein starkes Nervenkostüm.

Auf psychischer Ebene gewährleisten die drei Yin-Faktoren, Körpersäfte, Blut und Substanz, dass der Körper ausreichend gekühlt, befeuchtet und genährt wird. Dies ist die Voraussetzung für die nötige Ruhe, um genussvoll abzuschalten, zu regenerieren, für Zurückhaltung, Gelassenheit und Geduld.

Yin- und Yang-Charakter einer Erkrankung unterscheiden

Um die Yin-Wurzel zu fördern, muss Yin ergänzt werden. Vorher ist zu klären, ob es sich um eine echte Yin-Schwäche handelt oder um einen Yang-Überschuss. Je nachdem sind völlig unterschiedliche Therapien erforderlich.

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Vorher sollte geklärt werden, ob es sich um eine absolute, also echte, Yin-Schwäche handelt oder um eine relative. Letzteres bedeutet, daß der Yin-Anteil nicht geschmälert ist, wohl aber in der Betrachtung so wirkt, da das Yang einen absoluten Überschuss hat (somit in einem Füllezustand ist).

Auch wenn die Yang-Wurzel gestärkt werden soll, bedarf es der Analyse, ob das Yang geschwächt erscheint, weil das Yin in Fülle ist, oder ob das Yang durch unausgemessenen Verbrauch in einen absoluten Mangelzustand geraten ist.

Yin-Schwäche oder Yang-Überschuss

Die Differenzierung zwischen z.B. einer Yin-Schwäche und einem Yang-Überschuss, also einer relativen Yin-Schwäche, ist elementar, erfordert sie doch zwei völlig unterschiedliche Therapien. Wenn der Therapieansatz „Yin stärken“ heißt unter der Prämisse eines Yin-Mangels, es aber absolut bereits ausreichend vorhanden ist, würde die Therapie ungesunde Fülle-Zustände entstehen lassen – d.h. die Therapie erzeugt weitere Symptome, statt die vorherigen zu heilen.

Soll das Yang reduziert werden unter der Annahme, es handele sich um einen absoluten Yang-Überschuss (Fülle-Erkrankung), in Wahrheit befindet sich der Mensch jedoch in einem Erschöpfungszustand des Yin (Mangel-Erkrankung), so kann die Therapie einen schweren Schaden verursachen. Denn wenn das Yin bereits geschwächt ist und die sie ergänzende Kraft zusätzlich reduziert wird, kann die totale Erschöpfung entstehen.

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Innere und Äußere Krankheit unterscheiden

Hier ist der Sitz der Krankheit gemeint. Eine Störung kann in den äußeren Schichten, einer Schicht aus Leinbahnen, Haut, Sehnen und Muskeln, sitzen oder sich im Inneren abspielen und die Organe befallen haben.

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Eine Störung kann in den äußeren Schichten, einer Schicht aus Leinbahnen, Haut, Sehnen und Muskeln, sitzen und wird äußere Erkrankung genannt.

Eine innere Erkrankung beschreibt den Zustand, wenn die Erkrankung sich im Inneren abspielt und die Organe befallen hat. Innere Erkrankungen werden noch einmal unterschieden in Hitze- und Kälte-, Leere- und Fülle-Syndromen. Innere Erkrankungen sind durch Ernährungstherapie oft langfristig zu bessern oder zu heilen.

Äußere Erkrankungen wie z.B. grippaler Infekt mit Symptomen wie Fieber und Gliederschmerzen entstehen durch das Eindringen von Faktoren wie Kälte, Wind oder/oder Feuchtigkeit. Auch hier kann Behandlung mit Ernährung, wenn langfristig durchgeführt, sinnvoll sein.

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Leere und Fülle unterscheiden

Leere bezeichnet den energetischen Zustand der Erschöpfung von Ressourcen. Fülle bedeutet einen Exzess an energetischer Hitze und Feuchtigkeit. Wird diese ständige Zufuhr dem Körper zuviel, reagiert der Körper mit Dysfunktionen.

Leere

Mangel-Erkrankungen sind milder als Leere-Erkrankungen. Die Ursache ist „das fortschreitende … Erschöpfen aller vitalen Energien und der körperlichen Reserven. Leere ist häufig die Folge von Aggression. Sie basiert auf der Missachtung der eigenen Grenzen und dem Mangel an Einsicht in die tatsächlichen Möglichkeiten. Leere bezeichnet den energetischen Zustand der Erschöpfung von Ressourcen.

Therapieansatz

Schnelle Änderungen schwächen, daher ist behutsames, aber kontinuierliches Vorgehen gefragt. Eine zu schnelle Umstellung in zu vielen Bereichen sollte vermieden werden.

Die aufmerksame Sorge um sich selbst muss „gelernt“ werden, denn Selbstdisziplin beschleunigt den Therapieerfolg.

Der Geschmack von süßem Getreide tonisiert am schnellsten das Qi. Rote Dattel ist hervorzuheben. Ansonsten sind Reis, Hafer, Hirse, Gerste, schwarze Sojabohnen, Winterkürbis und kleine Mengen an Nüssen und Samen sehr empfehlenswert. Früchte, die eine kühle Natur haben, sind zu reinigend für einen ausgelaugten Organismus. Getreide und Hülsenfrüchte hingegen sind energetisch aufbauend, bewegend und erwärmend. Längeres Kauen intensiviert den süßen Geschmack und verbessert die Resorption.

Extreme Nahrungsmittel wie Speiseeis oder Chili sind zu vermeiden.

Fülle

Fülle oder Überschuss hat oft etwas mit nicht respektierten (eigenen) Grenzen zu tun. In den wohlhabenden Ländern entsteht der größte Teil der ernährungsbedingten Krankheiten durch ein Zuviel an Hitze; Flüssigkeiten und anderen Substanzen.

Überernährung mit reichhaltigen, fettigen, zu stark gewürzten, denaturierten, übersüßten Nahrungsmitteln und Fertigprodukten sowie hoher Fleisch- Wurst- und Alkoholkonsum führen zu einem Exzess an energetischer Hitze und Feuchtigkeit. Wird diese ständige Zufuhr dem Körper zuviel, reagiert der Körper mit Dysfunktion.

Füllebedingte Krankheitszeichen sind z.B. wie Antriebslosigkeit, Schwerfälligkeit, Unruhe, Bluthochdruck, Migräne, Krampfadern und Hämorrhoiden.

Therapieansatz

Bittere Nahrung und Kräuter reinigen und leiten ab. Bittere Gemüsesorten, Salate und Sprossen sollten hier regelmäßig in moderaten Mengen eingesetzt werde. Der Speiseplan sollte eine moderate vegetarische Vollwerternährung sein mit reichlich Vollgetreide. Empfohlen sind Amaranth, Gemüsesorten mit großen Blättern wie z.B. Mangold oder Kohl, Sellerie, Spargel, Pilze und Algen.

Um nicht zu einem Ungleichgewicht zu kommen, sollte ergänzend und moderat auch süße Nahrungsmittel wie Karotten, frische Feigen und Honig konsumiert werden.

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Kälte und Hitze unterscheiden

Gesunde Menschen haben weder ausgeprägte Hitze- noch Kältezeichen. Ihr Innerstes ist im Gleichgewicht mit der Umgebung. Verbrauchtes Qi und verbrauchte Säfte werden laufend ergänzt. Extreme, Überschüsse und Mangel wird vermieden. Kälte und Hitze sind Anzeichen für Krankheiten.

Kälte

Kälteerkrankungen sind fast immer äußere Krankheiten. Kälte ist hier der krankheitsauslösende Faktor, der die Yang-Wurzel schwächt und den Qi-Fluss im Körper verlangsamt. Die Kälte kann auch in den Körper eindringen. Die Symptome von Kältekrankheiten sind Aversion gegen Kälte und kalte Zugluft, blassweißes oder bläuliches Gesicht, kalte Extremitäten, wenig Durst, farbloser Urin, Müdigkeit, geistige Trägheit.

„Kälte schädigt das Yang, aber wir erkennen auch, dass ein geschädigtes Yang Kälte nicht ausreichend austreiben kann. Beide Formen von Kälte – durch Yang-Mangel oder Eindringen von Kälte und damit relative Yin-Vermehrung – stehen in engem Bezug zueinander. Kältezeichen sind Erschöpfungszeichen.“

Hitze

Hitze stellt einen Überschuss an Yang-Energie dar und sollte von Yin-Leere abgegrenzt werden, die einen absoluten Yin-Mangel darstellt. Die Symptome von Yang-Fülle sind Aversion gegen Wärme und Hitze, Unruhe bis hin zur Rastlosigkeit, nicht erholsamer Schlaf, dunkler Urin, trockener Stuhlgang bis hin zur hartnäckigen Verstopfung sowie Bluthochdruck. Die Yin-Wurzel wird in Folge schwächer.

Hitze kann durch einseitige Ernährung bzw. Fehlernährung ausgelöst werden. Das beinhaltet einerseits zu viele wärmende Nahrungsmittel wie z.B. Alkohol und rotes Fleisch, andererseits zuwenig kühlende Nahrungsmittel wie Salate, diverses Obst und Gemüse. Auch Stress und emotionale Anspannung erzeugen innere Hitze. Hitze steigt nach oben und zeigt sich in roter Gesichtsfarbe, roten Augen und roter Zunge. „Mundgeruch ist bei Hitze, die durch Nahrungsstagnation entsteht, verrottet, bei Hitze, die zum Beispiel bei einem Fieber im Körper sitzt, ist er bitter.

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